FANNY GERSON Afternoon Dress, Princely House of Wied, ca. 1903
FANNY GERSON Afternoon Dress, Princely House of Wied, ca. 1903
Beginnen möchten wir heute die Beschreibung dieses Kleides mit einem kleinen genealogischen Abriss: Wilhelm Friedrich Karl von Oranien-Nassau (1797-1881), Prinz der Niederlande heiratet Luise Auguste von Hohenzollern (1808-1870), Prinzessin von Preußen. Ihre Tochter, Wilhelmine Frederica Alexandrine Anna Louise Marie von Oranien-Nassau (1841-1910), heiratet den 5. Fürsten zu Wied: Wilhelm Adolph Maximilian Carl zu Wied. Der Ehe wird unter anderem geboren: Wilhelmine Friederike Auguste Alexandrine Marie Elisabeth Luise zu Wied (1880-1965).
Zwei Jahre nach dem Tod der Fürstin zu Wied (1965) kommt dieses Kleid zusammen mit anderen Kleidern und Accessoires aus ihrem Besitz zur Auktion bei Christie’s. Sie werden am 11. Juli 1967 von Doris Langley Moore erworben. Doris Langley Moore (1902-1989) war eine der größten privaten Sammlerinnen von antiken Kleidern. Sie begründete 1963 das Modemuseum in Bath, England. Ihre Sammlung, aus der auch dieses Kleid stammt, wurde wiederum von Helen Larson aufgekauft. Diese lebte in Kalifornien. Sie war eine passionierte Sammlerin und eine brillante Kennerin ihres Metiers, die ihr Geld mit einem Kostümverleih für Filme und fürs Theater verdiente. Zahlreiche hochkarätige Ausstellen antiker Kleide weltweit gehen auf ihre Sammlung zurück. April 2018 sind wiederum Teile der Kollektion von Helen Larson versteigert worden. So kamen wir zu diesem schönen Nachmittagskleid.
Das Kleid ist aus grüner Seide hergestellt. Es ist ein Zeiteiler bestehend aus Oberteil und Rock. Im Oberteils sind cremefarbene Spitze im Brustbereich und schwarze Spitze verarbeitet worden. Hängende Partien, die mit Quasten verziert sind. Kleiner Stehkragen. Gürtel aus dem Stoff des Kleides. Kleines Schößchen. Bleibeschwerte Teile des Oberteils. Der Rock ist schön in Falten gelegt und läuft ein einer Schleppe aus. Label: "Fanny Gerson * Hoflieferantin * Wiesbaden". Historische Adressbücher aus Wiesbaden lokalisieren ihr Geschäft in der Webergasse 13. Sie muss als Hofputzmacherin angefangen haben. Weitere Einträge weisen auf eine Modewarenhandlung hin. Auf dem Label dieses Kleides wird sie bereits als Hoflieferantin ausgewiesen. Das Kleid ist in gutem Erhaltungszustand. Ein rosafarbener Fleck auf der einen Hüfte, ein anderer auf der anderen Hüfte, kleinere Flecken, geringer Abrieb, Unterarmflecken, wenige winzige Löcher im Stoff. Der Unterrock fehlt. Die Dekoration ist nicht inbegriffen.
Da wir das Kleid in das Jahr 1903 datieren, könnte es von Fürstin Wilhelmine Frederica Alexandrine Anna Louise Marie von Oranien-Nassau (1841-1910) getragen worden sein. Vom Stil her ist es eher das Kleid einer älteren Frau. Darüber hinaus ist Wiesbaden die ehemalige Hauptstadt des Fürstentums Nassau (1806-1886). Vielleicht bestand ja immer noch eine emotionale Bindung dieses untergegangenen Fürstentums zu seiner ehemaligen Hauptstadt? Die fürstliche Provenienz ist damit hinreichend gesichert.
Two-piece olive green silk, boned high-neck bodice having long, full sleeve gathered into cuff, bodice overlay of black lace with an insert of cream embroidered net, back trimmed with olive cording over small peplum; trained skirt having tucks and silk cord decoration, long train, taffeta underdress. Purchased at Christie's Auction July 11, 1967. Provenance: Helen Larson Collection. Helen Larson was a collector based in Whittier, California. She owned a successful film costume rental business and amassed a world-renowned private collection of historic fashion. She was a brilliant connoisseur and historian.
Bust: ~ 100 cm
Waist: ~ 78 cm
Front Length: ~ 170 cm
Back Length: ~ 220 cm
