Ballschuhe (sog. Kreuzbandschuhe) aus weißer Atlasseide, ca. 1855. Aufgeklebtes Papierlabel: „Fournisseur de la Reine d'Angleterre et De Hanovre * Meier * Cordonnier Pour Dames * 17, Rue Tronchet * Paris“. Auf der Weltausstellung von London 1851 und auf der Weltausstellung von Paris 1855 wurde dieser Schuh mit Medaillen ausgezeichnet. Auf der Ledersohle innen ist „droit“ geschrieben worden, aber auch – sehr wahrscheinlich – der Name der Besitzerin. Das Vorderteil endet in einer abgerundeten rechteckigen Spitze. Auf dem Rist betont eine Zierrosette aus Seidenband und Spitze das Vorderteil. Kanteneinfassung. Flache Sohle. Originale Seidenbänder für die Kreuzbandschnürung. Dezente Flecken, davon einer, der Sohle und seitlichen Schuh betrifft. Die Dekoration ist nicht inbegriffen.
Es war in Adelshäusern üblich, dass man den Angestellten und Bediensteten beim Ausscheiden aus dem Dienst persönliche Gegenstände schenkte. Sie waren einerseits ein Stück Anerkennung für die geleistete Arbeit, andererseits – da es sich meistens um hochwertige Sachen handelte – auch ein Teil der Bezahlung, da diese Sachen wiederverkauft werden konnten. Ein Glück, dass diese Schuhe von der neuen Besitzerin nicht verkauft, sondern lange Jahre aufbewahrt wurden. So können wir ein Teil der Geschichte dieser Schuhe nachvollziehen. Sie lautet wie folgt:
Erzherzog Franz Ferdinand Österreich-Este (1863–1914) heiratete am 1. Juli 1900 in Reichstadt (Böhmen) die Gräfin Sophie Chotek von Chotkowa (1868–1914). Nachdem sich der einzige Sohn der Kaiserin Sissi, Kronprinz Rudolf, 1889 das Leben nahm, rutschte Franz Ferdinand als neuer Thronanwärter in die Erbfolge des Österreichischen Thrones. Am 8. August 1900 wurde Sophie Chotek samt ihren zukünftigen ehelichen Nachkommen durch Kaiser Franz Joseph mit dem Namen Hohenberg und der Anrede "Fürstliche Gnaden" in den österreichischen Fürstenstand erhoben und erhielt als Frau des Thronfolgers ein persönliches Wappen. Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor: Sophie (1901–1990), Maximilian (1902–1962) und Ernst (1904–1954). Das Tragische dieser Geschichte: Franz Ferdinand und Sophie wurden 1914 in Sarajevo ermordet.
Für die Kinder Sophie und Maximilian suchte die Fürstin eine „Gespielin“. Zwischen Mai und November 1903 war diese Gespielin Mathilde Wimmer, die Dienst in der Kinderkammer tat. Als Sophie Ende November aus dem Dienst ausscheidet, schenkt ihr die Fürsten unter anderem diese Ballschuhe. Wie die Schuhe in den Besitz der fürstlichen Familie gekommen sind und wer sie getragen hat, erschließt sich uns nicht. Mathilde hat diese Schuhe all die Jahre aufbewahrt. Erst Ihre Nachkommen haben diese Schuhe dann verkauft. Die Schuhe fanden schließlich den Weg zu uns.
Zu den Schuhen gehört eine Kopie des Zeugnisses von Mathilde Wimmer. Darauf ist das persönliche Wappen der Gräfin Chotek von Chotkova und Wognin als Fürstin und Herzogin von Hohenberg angebracht, samt persönlicher Unterschrift der Fürstin.