Ein seltenes und einzigartiges Hofkleid aus der Rokoko-Zeit. Der Stoff stammt aus dem 17. Jahrhundert (ca. 1680), wahrscheinlich aus Lyon. Er schimmert silbrig, weil Silberfäden mit eingewebt worden sind. Der Stoff ist sehr üppig mit Gold- und Silberfäden bestickt. Das Muster ist ein Rankenmotiv, typisch für europäische Stickkunst im späten 17. Jahrhundert. Die Fäden sind manuell hergestellt, da sie unregelmäßig und uneben sind. Bei den Silberfäden könnte es sich um echtes Silber handeln, da es an manchen Stellen angelaufen ist. Gestickt wurde auf vorher aufgezeichneten Mustern. Diese Muster sind an Stellen sichtbar, an denen die Fäden nicht mehr vorhanden sind. Dank der Metallfäden ist das Kleid sehr, sehr schwer. Die Frau, die dieses Kleid am Hofe getragen hat, hat sich sicherlich damit herumgeplagt.
Das antike Kleid ist ein Einteiler. Oberteil und Rock sind miteinander verbunden. Dazu kommt noch ein Cape, das am Kleid befestigt ist. Das Kleid ist in dieser Form wahrscheinlich aus einem „Mantel-Kleid“ aus dem späten 17. Jahrhundert entstanden. Der querliegende Kragen, der hinten spitz zuläuft und absteht, die sehr tiefe Schneppe und die Ärmelform weisen auf ein Kleid aus dem 17. Jahrhundert hin. Im 18. Jahrhundert ist dann diese Rokoko-Form entstanden. Der Stoff war zu wertvoll, um ihn nicht wieder zu verwerten. Diese Vorgehensweise war sehr typisch für die damalige Zeit.
Das Kleid ist innen mit rosafarbener Seide abgefüttert (Cape, Rock und Ärmel). Um das Innenfutter des Rockes zu stabilisieren wurde ein Netz fachmännisch eingezogen. Das Kleid ist konservatorisch gesichert worden. Die französische Sammlerin, von der wir es haben, hat das vor langer Zeit in Auftrag gegeben. Dafür musste der Rock aufgetrennt und wieder neu zusammengenäht werden. Das Kleid wird hinten geschnürt. Die Nestellöcher sind mit der Hand genäht. An den Manschetten und dem Kragen ist Spitze angebracht.
Das antike Kleid ist in sehr gutem Erhaltungszustand. Der Anblick ist sehr prächtig. Auf der Rückseite sind zwei Flecken, auf der Vorderseite ein organischer Fleck (Essensreste), der den Stoff ein wenig „angefressen“ hat. Der Fleck kann leicht in einer Falte versteckt werden. Silber- und Goldfäden sind durch das Tragen gebrochen und abgefallen. Der Faden-Verlust ist jedoch gering.