Bis Mitte des 19. Jahrhunderts färbte man hauptsächlich mit Pflanzenfarben. Als 1856 der junge Engländer William Henry Perkins den ersten synthetischen Anilin-Farbstoff herstellte, wollte den im konservativen England keiner haben. Die Lyoner Seidenfärber waren begeistert. Der violette Farbstoff „Mauvein“ wurde schnell zur Modefarbe. Es begann ein Ansturm auf neue Anilin-Farben. Farbenfabriken wurden gegründet: die Badische Anilin und Sodafabrik BASF, die Farbwerke Höchst, die Aktiengesellschaft für Anilinfarben-Fabrikation AGFA. Somit trugen die Seidenfärber entscheidend zur Gründung der europäischen Chemieindustrie bei.
Dieses Kleid ist ein Gesellschaftskleid, ca. 1857. Gefertigt aus Seide. Wahrscheinlich in der Anilinfarbe Britannia-Violett – mit goldfarbenen Längsstreifen. Das Kleid zeichnet sich durch den V-mäßigen Brustbereich aus. Schneppe in kleine Falten gelegt. Stufenförmige Pagodenärmel, die wahrscheinlich durch einen Spitzeneinsatz verlängert worden sind. Farblich abgestimmte Seiden-Fransen an den Ärmel. Glockenförmiger Rock, der in der Taille in Falten gelegt ist. Rückwärtiger Verschluss mittels Haken und Ösen. Das Oberteil ist innen mit Baumwolle abgefüttert, der Rock mit glacierter Baumwolle. Sehr gut erhalten. Leichte Abnutzung unter einem Arm; Unterarmflecken. Die Dekoration ist nicht inbegriffen.
Brust: ~ 80 cm
Taille: ~ 60 cm
Länge: ~ 140 cm