Zweiteiliges Abendkleid aus dem Hause Worth, gefertigt aus cremefarbener Brokat-Seide, Tüll und Spitze, ca. 1898. Gewebetes Label: “Worth, Paris”. Nummer: P 8804. Das Kleid stammt aus dem “Museum of Early Southern Decorative Arts (MESDA)”. Bei dem Kleid liegt eine alte Notiz: „Evening Dress, Miss L.S. Drayer, worn about 1898“. Das Oberteil aus cremefarbener Seide ist vorne in Falten gelegt, die seitlich auf einen Punkt zulaufen. Hier sind – in Andeutung eines Gürtels und als Zierelement – zwei hängende Tüllapplikationen angebracht. Dieser Tüll korrespondiert mit dem Tüll, der am Halsausschnitt und im Brustbereich verarbeitet wurde. Im Brustbereich bedeckt er die mit Pailletten bestickten Partien. Das Oberteil wird rückwärts geschlossen: zunächst geschnürt, dann wird diese Schnürung zugedeckt, indem Stoffteile überkreuz eingehakt werden. Halblange Ärmel aus Spitze. Der Rock läuft hinten in einer langen Schleppe aus. Aufwendige Verarbeitung, da im Saumbereich zunächst der Blumendekor der Seide ausgeschnitten wurde, dann umsäumt und dann mit Spitze hinterlegt. Dies alles macht dieses Kleid erst zu einem eleganten Abendkleid. Sehr guter Erhaltungszustand. Kleinste Flecken im Brustbereich. Ein Fleck im Tüll im Bereich des Halsausschnittes. Flecken auf dem Rock, die aber das imposante Erscheinungsbild dieses Kleides nicht schmälern. Kleinere Risse im Tüll und zwei Risse in der Spitze im Saumbereich. Die originalen Schnüre sind noch vorhanden, aber brüchig und gerissen. Die Dekoration ist nicht inbegriffen.
1858 eröffnete Charles Frederick Worth sein Modehaus in der Rue de la Paix in Paris. Sein Unternehmen hatte sehr schnell Erfolg. Worth schmeichelte seinen Kundinnen mit luxuriösen Materialien und sorgfältigem Schnitt. Worths Ruf war so gut, dass er Kunden sogar ablehnen konnte. Seine Modelle waren so teuer, dass sie selbst von sehr begüterten Kundinnen jeweils nach der neuesten Mode umgeändert wurden. Worth revolutionierte mit seiner Art der Kleiderproduktion die Modeindustrie. Er war der erste Modeschöpfer, der mehr als Künstler denn als Handwerker verstanden wurde. Darüber hinaus war sein Einfluss auf die Mode insgesamt sehr groß. Schon 1867 schuf Worth ein Vertriebsprogramm, das ausländischen Einkäufern den Erwerb von Schnittmustern ermöglichte. Entsprechend seinem künstlerischen Selbstverständnis war in Worths Modelle sein Namensschild eingenäht. Seine Mode war außerdem „komplett“, wenn sie sein Atelier verließ; anders als bei anderen Schneidern und Schneiderinnen war nicht vorgesehen, dass seine Kleidung von einer Modistin mit Accessoires aufgeputzt wurde. Worth bezog seine zwei Söhne Gaston und Jean-Philippe mit in das Geschäft ein, die das Modehaus auch nach Worths Tod weiterführten. Im Jahre 1956 wurde das Haute-Couture-Atelier in Paris geschlossen, die Dependance in London folgte Anfang der 1970er Jahre (Quelle: Wikipedia).
Brust: ~ 95 cm
Taille: ~ 72 cm
Länge vorne: ~ 150 cm
Länge hinten: ~ 220 cm